top of page

The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

AutorenbildFabian Kremser

Daten, Teil II: Diagnostik

Daten sammeln, schön und gut. Viele Daten sammeln, regelmässig – auch gut. Doch woran orientiert man sich im Sport, wenn es um das Training geht? Wie kann man erkennen, dass man auf dem richtigen Weg ist – und welche Daten zeigen uns das?

Bringen wir es gleich hinter uns. Alle zusammen: "Das kommt drauf an…"


…in diesem Fall allerdings vor allem darauf, WAS man mit dem Training bezweckt. "Besser werden" ist die allgemeine Maxime, das ist klar, doch wo und wie und warum? Um das festzuhalten, gibt es ein paar Eckpunkte, die man zuverlässig nur in einem Labor ermitteln kann.


Mir ist bewusst, dass ich mir in dem Moment nicht nur Freunde mache, denn so tolle Sachen wie Leistungsdiagnostik am Smartphone und Remote-Auswertung von zuhause gefahrenen Tests machen derzeit gewaltig die Runde. Ganz allgemein bin ich sehr begeistert davon, denn ganz ehrlich: Bei dem, was unsere Telefone unterdessen können, ist es eigentlich nur der nächste, logische Schritt.


Leider, leider haben all die derzeit angebotenen Methoden und Geräte einen gemeinsamen Nenner, den ich als äusserst kritisch erachte: letzten Endes berechnen sie und man ist auf Gedeih und Verderb den Diagnostikern respektive den Methoden ausgeliefert. Und da es gerade beim Leistungssport letzten Endes nicht mehr nur darum geht, mal 5km am Stück etwas schneller zu laufen, sondern der Körper vielmehr auf Herz und Nieren be- und ausgelastet wird, ist es meiner Meinung nach der falsche Ort, um sich auf Daten zu verlassen, die am Ende aus Durchschnitten und Vergleichen hergeleitet werden.


Natürlich ist auch ein Labor nicht über alle Zweifel erhaben, was leider zu noch viel grösseren Schäden führen kann als falsch verstandene und zuhause ausgeführte Leistungstests: oft befinden sich diese Labore in Kliniken, in denen man schon alleine des Standortes wegen erwartet, dass diejenigen, die einen durch die kleine Ergometerhölle jagen wissen, wovon sie sprechen. Meistens tun sie das, doch gibt es mehr als genug Fälle, in denen sich auch dort ganz einfach auf die Unfehlbarkeit der Geräte, der verwendeten Software und die Hersteller von beiden verlassen wird. Das kann dann dazu führen, dass man die Auswertung eines Rampentests zu Gesicht bekommt, anhand welcher das Training orientiert werden soll – was eigentlich immer in viel zu intensivem und schlecht ernährtem Training resultiert.


Und damit wäre ich ja eigentlich schon mitten drin, oder etwas über die Mitte hinaus. Welche Daten sind denn im Sport von Interesse, wenn es um die Diagnostik geht?


Einige der wichtigsten wären, einmal mehr meiner Meinung nach: Die Vo2Max, die Anaerobe Schwelle, die Fett- bzw. Kohlenhydratverbrennung und die VLaMax, wo möglich in den einzelnen Sportarten.


Und was SIND diese einzelnen Punkte?


Die Vo2Max stellt die maximale Kapazität der Sauerstoffaufnahme dar, sprich, sie gibt an, wie viel Sauerstoff unter Belastung vom Körper aufgenommen und in die Zellen transportiert werden kann (ob er dort auch verwertet wird, steht auf einem anderen Blatt). Dabei unterscheidet man zwischen der absoluten Menge, die man in Milliliter pro Minute misst, und der relativen Menge, die sich auf das Körpergewicht bezieht, also Milliliter pro Minute pro Kilogramm. Hier gilt: je höher, desto besser, doch so Satzbestimmend wie man bis noch vor kurzem meinte, ist dieser Wert am Ende doch nicht – es gibt noch andere Dinge, die man beachten sollte. Messen tut man sie entweder in einem Rampentest, bei dem während sehr kurzer Zeit von 0 auf das absolute Maximum belastet wird (diese Tests dauern meistens nur 10-15 Minuten). Am einfachsten ist das auf einem Rad-Ergometer, auf dem Laufband erfordert es eine gewisse Routine mit dem Laufen auf dem Band. Oder man misst sie in einem Stufentest, wobei hier allerdings kaum jemals das ganze Maximum erreicht wird – da man durch die längere Dauer der Tests schneller ermüdet, fehlt am Schluss oft der letzte Biss.


Damit kommen wir bereits zum Stoffwechsel, denn hier ist der Stufentest gefragt. Bei einem Stufentest wird abermals entweder auf dem Rad oder auf dem Laufband über eine gewisse Zeit, meistens etwa 3 Minuten, belastet, die Belastung dabei immer um ein zuvor festgelegtes mass erhöht. Bei der Spirometrie misst man hier den Stoffwechsel und auch die Anaerobe Schwelle.


An dieser Stelle hierzu ein paar Worte: die Anaerobe Schwelle in der Spirometrie wird auch die Ventilatorische Schwelle 2 oder der Respiratorische Kompensationspunkt genannt. Sie liegt an dem Punkt, an dem die mechanische Atmung nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Sauerstoff in den Körper zu holen.


Sowohl der Stoffwechsel als auch diese Schwelle werden nicht von einer Sekunde auf die andere erreicht, sondern haben eine gewisse Verzögerung. Der Stoffwechsel und die Atmung "hinken" quasi ein wenig hinterher, was es notwendig macht, die Stufen, auf denen getestet wird, lange genug zu gestalten, damit sich alles einpendeln kann. Aus diesem Grund kann sich eine anaerobe, also ventilatorische Schwelle im Stufentest an einem völlig anderen Punkt befinden als bei einem Rampentest, bei dem der Körper quasi überrumpelt wird – gleich verhält es sich mit dem Stoffwechsel.


Hier ist es recht wichtig zu wissen, wann man wie viel Fette und wie viele Kohlenhydrate verbrennt – um dann entsprechend zu trainieren oder diese Inputs im Rennen anzuwenden.


Und dann wäre da noch die VLaMax, die maximale Laktatbildungsrate. Derzeit ist sie in aller Munde und jeder versucht, den anderen damit zu übertrumpfen, am Ende ist sie einfach ein Wert von vielen, den man sehr gut heranziehen kann, um den Trainingszustand und auch das Potential zu erörtern. Sie gibt Aufschluss über den anaeroben Stoffwechsel und kann dazu verwendet werden, einzuschätzen, ob ein Athlet eher ein Sprinter oder ein Ausdauerathlet ist. In letzterem Fall gilt: Je tiefer, desto besser.


Habe ich diese Daten, kann ich daran abschätzen, wie mein Training war, ob ich Fortschritte gemacht habe und was die nächsten Schritte sind. Meine nächste Testwoche ist Ende Monat…


Herzlich, Fabian


207/365

2 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Ein bisschen Frieden

Comments


bottom of page