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Faulheit

Autorenbild: Fabian KremserFabian Kremser

Man sagt, dass die eigenen Charakterschwächen stets die Dinge sind, die man bei anderen bemängelt. Ist da etwas dran?

Ich bin allergisch auf Faulheit. Nein, nicht unbedingt auf Faulheit an sich - faule Tage des genussvollen Nichtstuns sind durchaus etwas, das ich auch zu schätzen weiss. Erst recht, wenn sie irgendwie noch das Meer, Italien, Spanien oder sonst ein südliches Land und bitte auch das damit einhergehende Essen beinhalten. Was ich jedoch nicht mag ist Faulheit als Charakterzug.


Ich habe schon mehrfach gelesen, dass die Dinge, die uns bei anderen Menschen negativ auffallen (und die wir oft auch bemängeln) letzten Endes vor allem jene Charakterzüge sind, die uns an uns selbst stören. Ich denke, das stimmt bis zu einem gewissen Punkt. So wurde ich noch nie von einer Person der Unordentlichkeit bezichtigt, deren Leben so aufgeräumt wie ein Katalog war. Mir wurde noch nie vorgehalten, unzuverlässig zu sein - ausser von Menschen, auf die man sich absolut gar nicht verlassen konnte. Und so weiter.


Warum stört mich Faulheit so sehr?


Das hat vermutlich zwei Gründe. Zum einen, klar, dass ich diesen Charakterzug ebenfalls in mir trage. Das passt natürlich nicht zum Bild des Sportlers, doch selbst dort: mir wurde schnell einmal bewusst, dass ein fitter und gesunder Körper wesentlich einfacher und angenehmer zu bewohnen und zu bewegen ist als, nun, ein fetter und ungesunder. Und selbst im Wettkampf: zur Höchstform lief ich immer erst dann auf, wenn mir jemand in den Nacken atmete. Dann allerdings kam ich mehr als einmal so aus dem Quark, dass es rauchte.

Gleichzeitig war und bin ich mir jederzeit bewusst, dass ich etwas dafür tun muss, wenn ich meine Ziele erreichen will. Nicht nur "etwas" - alles. Und selbst hier geht es noch weiter: nicht alles, was ich kann, sondern alles, was nötig ist.


Was braucht es denn, um im Triathlon eine Leistung zu erbringen, die einem Profistatus würdig ist?


Klar, da ist zum einen mal dieses kleine Ding namens Disziplin. Man muss es sich selbst wert sein. Doch nur mit Disziplin ist es nicht getan. Der Rattenschwanz beginnt hier erst. Es braucht eine Akribie, die an Pedantik grenzt und auf jener Grenze Cha-Cha tanzt. Es braucht eine gute Schlafhygiene, gute Ernährung, gute Nahrungsergänzung. Man muss den Körper kennen, Daten erfassen, diese auswerten. Man muss an der Technik arbeiten, an der Motorik, an den kleinen, aber so wichtigen Details. Kraft, Ausdauer, Ökonomie, Flexibilität. Man muss die Erholung in der Vorder- und den persönlichen Genuss in den Hintergrund stellen. Und vor allem anderen: man muss Fehler vermeiden und jeden Tag aufs Neue beginnen, absolut alles zu geben. Nicht sein bestes. Alles.


"Ihr bestes? Verlierer geben immer ihr bestes. Aber Sieger gehen heim und vögeln die Ballkönigin".


JDas ist ein Zitat aus dem dämlichen, aber doch recht netten Actionfilm "The Rock" und wird dort von keinem anderen als Mr. Sean Connery von sich gegeben. Situativ witzig, bricht er doch in dem Augenblick zusammen mit Nicolas Cage zu etwas auf, das eigentlich ein Selbstmordkommando sein sollte, es aber am Ende natürlich nicht ist. Happy End und so.

Was damit aber eigentlich zum Ausdruck kommt, ist genau das: wenn man "sein bestes" gibt, wird man kaum Erfolg haben, denn das ist immer sehr subjektiv. Und wenn man dann noch auf eine Belohnung hofft, weil man das Gefühlt beste gegeben hat, wird man enttäuscht. Wenn man jedoch hart an sich arbeitet, sich selbst kritischer betrachtet als jeder andere und sich selbst nichts durchgehen lässt, dann... ja, dann kann es sein, dass man es ganz weit nach vorne schafft.


Zurück zum Sport. Gibt es überhaupt faule Athleten?


Aus der Sicht eines Coaches kann ich unterdessen sagen: Ja, die gibt es. Es gibt tatsächlich jene Athleten - und wohl auch Athletinnen, es sind mir bisher nur keine begegnet - die stets nur das absolute Minimum tun, keinen Finger rühren ausser ein wenig zu trainieren, das Training schludrig ausführen, meistens zu kurz oder dann zu intensiv und sich tatsächlich aufregen, wenn der erwünschte Erfolg ausbleibt.


Es zerreisst mir jedes Mal das Herz, wenn ich sehe, wie eigentlich grossartige Träume an einer Steilwand der Arroganz zerschellen.


Natürlich müsste ich mich darüber nicht ärgern. Da es mich jedoch immer wieder persönlich betrifft (und mir auch schon direkt vorgeworfen wurde, dass ich die entsprechende Person "nicht gut trainiert habe"), ist es etwas, das mich schnell mal auf die Palme bringt. Darum kann ich jedem - und wieder, natürlich auch jeder - der etwas erreichen möchte sagen: Träume sind super. Aber sie werden nie die harte und vor allem konstante Arbeit ersetzen. Wenn du etwas haben willst, tu' etwas dafür. So einfach ist es.


Dies zu dem.


Herzlich,

Fabian


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