Irgendwann muss es doch besser werden... oder? Oder?
Hoppla. Die letzten Tage waren ja mal alles andere als sonnig, beim besten Willen nicht. Vor allem in meinem Kopf.
Ich habe hier schon einige Male darüber geschrieben, dass ich in den letzten Jahren mal mehr, mal weniger mit einer ausgewachsenen Depression zu kämpfen hatte und teils noch immer habe. Ich würde das so gerne nur noch in der Vergangenheit wissen... doch leider habe ich das bisher noch nicht voll unter Kontrolle. So auch am vergangenen Wochenende.
Warum schreibe ich darüber? Vielleicht ist es der Versuch, mir selbst etwas mehr Klarheit über etwas zu verschaffen, das sich mir einfach nicht erschliesst und das mich wieder und wieder an die Wand stellt. Was war geschehen?
Ich kann einmal mehr nicht mit Sicherheit sagen, was am Ende meine letzte "Episode" auslöste. So nenne ich das unterdessen, wenn sich das alles wieder einmal meldet. Und ich kann hier nur für mich sprechen, ich habe keine Ahnung, wie es anderen in einer ähnlichen Situation geht.
"Kopf hoch!" und "Du packst das schon!"... solche Dinge kommen als Reaktion darauf, wenn ich davon erzähle. "Positiv denken, es wird besser".
Hey... wenn es nur schlechte Laune wäre und dass ich mal nicht optimistisch denke, mein Leben wäre einfacher. Leider ist das alles sehr weit von diesen Dingen entfernt.
Das erste, was ich regelmässig spüre ist, dass sich mein rationales Denken verabschiedet. Und zwar dahingehend, dass auf einmal die ganze Welt gegen mich ist und ich mich permanent verteidigen muss. Das führt als erstes einmal dazu, dass ich zu einem sehr unangenehmen Zeitgenossen werde, da ich alles, aber wirklich alles auf mich beziehe und in den falschen Hals bekomme. Ein "Guten Morgen" wird zu Kampfansage, eine Textnachricht ohne fünfzehn fröhliche Emojis zur Hassrede. Ich kann nichts dagegen tun. Die Schwermut kommt dann eher schleichend und senkt sich tatsächlich auch mehr von oben herab. Ich trage sprichwörtlich immer mehr Gewicht auf meinen Schultern. Die Farben verschwinden aus der Welt, ich versinke in einem Loch, das nur noch Schwarz ist.
Irgendwann reicht dann ein Wort, eine Geste, irgendetwas, und das Fass läuft über. Das sind die Momente, in denen ich nur noch apathisch vor mich hinstarre und nicht in der Lage bin, aufzustehen und etwas zu tun. Manchmal kann ich weinen. Das hilft. Manchmal aber auch nicht. Dann kommt es vor, dass ich entweder auf meinem Bett sitze oder, in eher schlimmen Fällen, auch mal mitten im Zimmer am Boden liege und beim besten Willen nicht aufstehen kann.
Ich weiss nicht, ob man sich das vorstellen kann (oder will - da hätte ich vollstes Verständnis für). Irgendwann geht es vorbei, langsam und schleichend. Ich fühle mich danach regelmässig so, als hätte man mich verprügelt. Und wenn ich langsam wieder zu mir komme muss ich meistens feststellen, dass ich in meiner "Abwesenheit" gerne mal Menschen verletzt habe, die mir eigentlich nahe sind und die ihr Bestes geben, mir beizustehen. Die Teufelsspirale hier ist: ich verstehe voll und ganz, dass man nach so etwas selbst Erholung braucht, und zwar von mir. Was dazu führt, dass ich mich nicht nur gerädert, alleine und schlecht fühle, sondern auch noch so, als hätte ich den Menschen, die mir wichtig sind, willkürlich etwas angetan.
Es wird besser. Langsam. Zwischen dem letzten Schub und jenem von diesem Wochenende lag über ein halbes Jahr, das ist ein klarer Gewinn meinerseits. Und auch eine Bestätigung dafür, dass ich mit dem Weg, den ich zu meiner Genesung eingeschlagen habe, richtig liege.
Was sich jedoch noch nicht verzogen hat, ist dieses permanente Gefühl der Überflüssigkeit. Dieses Gefühl, nirgends richtig dazuzugehören, alleine zu sein. Jemand zu sein, mit dem man keine Zeit verbringt, weil er so ist, wer und wie er ist - sondern obwohl. Da hilft kein Trotz, da hilft kein motivierender Spruch. Da kann man mir noch so oft sagen, dass ich mich selbst lieben lernen soll. Da ich nicht weiss, wo das alles herkommt, ist es ausserdem sehr schwer, etwas dagegen zu unternehmen. Die Vergangenheit? Die dürfte doch eigentlich auch mal dort bleiben, wo sie hingehört: hinter mich. Doch irgendwie sprach der Rabe: "Nimmermehr".
Nun denn. Es kommen auch bessere Zeiten. Da bin ich sicher, denn bisher war es noch immer so.
Herzlich,
Fabian
111/365
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