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Sinn und Zweck

Autorenbild: Fabian KremserFabian Kremser

Denkt immer daran: Wir Menschen wurden dafür geschaffen, von 9 bis 17 Uhr täglich an einem Schreibtisch zu sitzen, jeden Abend nach Hause zu kommen und fernzusehen, absolut null Kreativität an den Tag zu legen, vielleicht ganze zwei Wochen pro Jahr im sogenannten "Urlaub" die Welt zu erkunden und jede einzelne Ambition mit Gewalt ausgetrieben zu bekommen. Mehr können wir vom Leben nicht erwarten!

Ich hab's ja gestern angekündigt und es hat mich nicht ganz losgelassen. Und auch wenn es jetzt gerade ein wenig krass klingt: es trifft den Nagel doch in den meisten Fällen auf den Kopf, oder? Für so viele ist es selbstverständlich, jeden Tag ihre Lebenszeit von einem Sekundenzeiger über dem Grossraumbüro hinfort ticken zu sehen, dass sie tatsächlich dankbar sind, wenn sie einmal unerwartet einen Tag zur freien Verfügung bekommen.

Im verzweifelten Versuch (oder im abgestumpft ermüdeten), eine letzte Ahnung von Kontrolle über das eigene Schicksal zu behalten, wird die weite Welt via Netflix, Amazon und wie sie alle heissen ins Wohnzimmer geholt, Abende davor versauert und Schlaf verpasst, sprich, die Gesundheit ruiniert. Aber immerhin hat man selbst entschieden, welche Serie man nicht abzustellen vermag…


Die Objektive ist, dass man "später" dann "das Leben geniessen kann".


Wie oft ich das schon gehört habe… JETZT muss man halt arbeiten, ist so, aber SPÄTER, ja, SPÄTER hast du dir dann deinen Ruhestand verdient und kannst dein Leben geniessen.


Nur… dieser "Ruhestand", von dem man immer wieder hört, ist bei den Meisten ja nicht etwa das Ende der Arbeit, sondern vielmehr das Ende des vermeintlichen Daseinszwecks. Wie viele Menschen sehen den einzigen Sinn ihrer Existenz in ihrem Tagewerk, ganz einfach, weil sie nie auf die Idee gekommen wären, dieses Konzept zu hinterfragen? Kommt dann die Pensionierung, ist dieser Sinn fort und nicht selten geht es dann nicht lange, bis man krank wird, vereinsamt und bald einmal wirklich nicht mehr in der Lage ist, alleine zu leben, geschweige denn, das zu geniessen.


Der Ruhestand scheint mir vielmehr da Abstellgleis der Gesellschaft zu sein. Erst noch in den eigenen vier Wänden, doch nach einiger Zeit in einem Seniorenwohnheim, wo einem noch der letzte Rest von Würde genommen und das Ende in Gesangsrunden und Bastelstunden herbeigeschworen wird.


Und ja! Das klingt hart! Sogar abschätzig! Doch nicht gegenüber den älteren Herrschaften, nein! Vielmehr passt mir das ganze System nicht und mir wird immer wieder mal völlig klar: da will ich nicht hin, da mache ich nicht mit.


Denn mal ehrlich: mit 65 Plus "das Leben geniessen" ist doch eine totale Farce. MEIN Leben ist es, Sport zu treiben, zu Coachen, zu trainieren, Rennen zu fahren. "Das kannst du ja auch noch mit 65 machen!"


JA.


Kann ich. Und ich bejuble und feiere jeden Senioren, der mit 60+ zu mir kommt und den Triathlon für sich entdeckt! Traut euch, Herrschaften!


Doch mit 65 werde ich keinen Ironman mehr unter 9 Stunden absolvieren, geschweige denn unter 8:30. Nicht, wenn ich davor nicht mindestens 30, 40 Jahre lang nichts anderes getan habe.

Mit 65 lerne ich auch nicht mehr, wie man auf hohe Berge steigt – und überlebt. Und während das zwar sicher ein toller Abgang ist – Gletscher, Khumbu, Hirnödem, Adieu – so ist es nicht das, was ich will. Ich will nicht warten, bis man mir grosszügig gestattet, das Geld, das ich mir über die Jahre hinweg vom Brot gespart habe, nach und nach in meine Krankheit zu investieren in der Hoffnung, noch ein paar Jahre länger da zu sein und vor mich hinzuvegetieren. No, Sir.


Nein, ich glaube nicht, keine Sekunde lang, dass der Sinn des Lebens darin besteht, seine Gesundheit und seine Lebenszeit als harte, jedoch von der Inflation ebenso betroffene Währung gegen Mammon zu verschachern. Ich will nicht in einem metaphorischen, lichtlosen Schaft von Wochenende zu Wochenende schuften, mich freuen, wenn am Freitag Abend endlich der erlösende Alkohol in die Figur kann und dann am Wochenende "auftanken", damit ich Montags unter Horror und Stress wieder von vorne beginnen kann.


Wie denkt ihr darüber?


Herzlich,

Fabian


197/365

 
 
 

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