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The world is wide. Swim it. Ride it. Run it.

AutorenbildFabian Kremser

Uhren

Okay, das geht eigentlich auch unter das gestrige Thema "Material". Doch da es dazu gleich so viel mehr zu sagen gibt, dachte ich, dass es einen eigenen Artikel wert ist.


Welche Sportuhr ist denn die richtige für mich? Brauche ich überhaupt eine?

Ha. Einmal mehr: Das kommt darauf an…


Ich persönlich bin ein grosser Fan von den Sportuhren der neuen Generation, allerdings mit einem Fetten ABER. Das kommt allerdings in erster Linie von meiner Arbeit als Coach her, darum gibt's heute einen kleinen Ausflug ins Nähkästchen.


Meine erste Sportuhr war ein Pulsmesser der Marke Oregon Scientific. Die gibt's heute noch, doch Pulsuhren stellen sie keine mehr her. Das war damals im Jahr 2002, ich hatte bis dorthin also bereits gut ein Jahr ohne Herzfrequenzmessung trainiert und, ganz ehrlich, keine Ahnung, wozu ich das überhaupt brauchen sollte. Da es aber alle hatten… ihr wisst Bescheid.


Es folgte eine Polar-Uhr, die mir die Zeit in meinen sogenannten "Zonen" anzeigte und dort konnte ich das erste Mal gewisse Trends erkennen. Oder besser: Je tiefer die Herzfrequenz im Schnitt, desto fitter schien ich zu sein. Danach begann eine gewisse Evolution: Auf einmal kam GPS-Messung dazu, dann konnte man die Daten am Computer auswerten und die ganzen Systeme wurden von Jahr zu Jahr immer gefinkelter, komplexer und umfangreicher.


Heute kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass eine der besseren Uhren von Garmin dem geneigten Athleten durchaus ähnlich viele Informationen gibt wie ein Laktattest, der dem Standard von vor etwa 15 Jahren entspricht – wenn nicht sogar noch mehr. Man kann Trainingsbereiche errechnen lassen, die meisten Uhren haben sogar Testprotokolle vorinstalliert, mit denen man sie aktualisieren kann und es wird zudem auch die Vo2Max ausgerechnet. Es wird die Erholungszeit berechnet, der Erholungszustand, die Schlafphasen können gemessen werden, der Stresslevel, und, und, und…


Dazu gibt es nun ein paar Dinge zu sagen. Zum einen: ja, wenn man mit den Trainingsbereichen arbeiten will, die einem eine Uhr gibt, macht man in der Regel nichts kaputt. Doch egal, wie seriös man die entsprechenden Tests macht: sie werden einem niemals sagen können, WAS im Körper passiert. Darum meine Meinung "vom Fach": verlasst euch bitte, bitte, bitte nicht darauf, was euch irgendein Algorithmus berechnet. Wenn Garmin oder Polar sagen, dass ihr bei einer Leistung von X bis Y am meisten Fett verbrennt, dann ist die Chance gross, dass das absolut, gar nicht und in keinem Fall zutreffend ist.


Warum poche ich genau auf diesen Punkt so sehr?


Leider habe ich in den letzten Monaten in meinem Labor mehr als nur einmal gesehen, dass Athletinnen und Athleten in der Annahme zu mir kamen, mit guten Daten zu trainieren – die sich bei einer Überprüfung dann als so dermassen weit danebenliegend herausstellten, dass man schon beinahe von Körperverletzung sprechen konnte. Darum also: wenn ihr ernsthaft trainieren wollt, verlasst euch nicht auf so etwas.


Zum anderen ist da noch die Sache mit dem "How to" – und das ist immer wieder ein Punkt, der mich ein wenig erstaunt und verwundert. Es kommt bei mir regelmässig vor, dass ich Athletinnen und Athleten im Detail erklären muss, wie eine Sportuhr tatsächlich funktioniert. Und damit meine ich nicht, dass sie nicht wissen, wie man sie anschaltet, sondern vielmehr, dass sie teils keinen Plan haben, was sie da genau aufzeichnen, was ihnen das bringt und wie sie verschiedene Dinge aufnehmen können, damit sie etwas davon haben.


Das ist natürlich im Ansatz keine Tragik und ich helfe gerne. Was mir jedoch wirklich schleierhaft ist: ich kann mir nicht erklären, wie man sich eine Uhr für über CHF 1000.- (und das ist gerne mal der Fall) kaufen und dann keine 5min dafür erübrigen kann, sich mit ihr zu befassen.


Das soll nun kein Seitenhieb sein, sondern eher ein Appell an all jene, die der Ansicht sind, dass sie ohne so einen Minicomputer am Handgelenk nicht trainieren können. Wenn ihr euch eine Uhr kauft, die so viel kann, dann aber nicht lernt, sie zu benutzen… dann, ganz im Ernst, könnt ihr euch das Geld sparen und eine einfache Stoppuhr kaufen, die es für vielleicht CHF 10.- in jedem Supermarkt gibt. Die Zeit zeigt sie euch auch an und die meisten haben eine Intervallfunktion.


Braucht es also eine Sportuhr?


Ich sage hier: Es kommt darauf an. Wenn ihr lernen und damit arbeiten wollt, dann ja, unbedingt! Wenn ihr aber glaubt, ihr braucht sie, weil sie alle anderen haben… dann nein, absolut nicht. Sport treiben und trainieren könnt ihr auch ohne. Und ihr könnt sogar Spass daran haben!


Herzlich,

Fabian


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