"Das ist der grösste Scheiss, den ich je gehört habe".
W. Stohler, Wasserballtrainer und Polizist
Sollte ich jemals ein Buch über meine Trainingslehre fürs Schwimmen im Triathlon schreiben, dann wird dieser schöne Satz auch dort den Anfang machen. Noch heute fasst er das zusammen, was mir in den ersten paar Jahren meiner Arbeit an "Element-4", wie ich die Methode nannte und nenne, an Feedback entgegenkam.
Einerseits brachte ich Verständnis dafür auf. Ich drängelte mich da in ein Feld, in dem seit Jahren mit traditionellen Mitteln Erfolge erzielt wurden und kam ohne entsprechenden Hintergrund daher, behauptete ganz einfach, es besser zu wissen. Und ja. Ich war dabei nicht immer ganz bescheiden, wobei ich im Nachhinein denke, dass das eigentlich kein Grund zur Veranlassung sein dürfte. Wie viele tolle Erfindungen und Methoden gingen unter, weil die Traditionalisten sie im Entstehen hinderten durch die drei Hauptargumente gegen den Fortschritt? Diese sind: "Das haben wir noch nie so gemacht", "Das haben wir schon immer so gemacht", "Da könnte ja jeder kommen".
Andererseits beflügelte mich das alles. Ich sagte mir: Wenn ich es schaffe, langjährige Schwimmtrainer durch meine blossen Theorien dermassen auf die Palme zu bringen, dass sie sich dazu hinreissen lassen, einen Teenager in der Öffentlichkeit herunterzuputzen, um ihr Ego zu bewahren, dann mache ich etwas RICHTIG.
Nun, was hatte ich denn gemacht?
Nachdem ich zu dem Schluss gekommen war, dass ich mit dem "traditionellen" Schwimmtraining nicht dorthin kommen würde, wo ich hin wollte, begann ich, zu arbeiten. Als erstes versuchte ich, einen gemeinsamen Nenner zu finden, auf dem das Schwimmen als Solches aufbauen konnte. Ich fand zwei: zum einen das Wasser (welche Überraschung), zum anderen mal Leonardo DaVinci. Genauer gesagt: seine Proportionsstudie nach Vitruv. Auf die absolute Basis heruntergebrochen war es das, was der Bewegung zugrunde liegen musste: ein Dialog zwischen den menschlichen Proportionen und dem Wasser.
Also ging ich zu Schritt 2 und überlegte mir, wie ich denn diesen Körper am besten durch das Wasser bewegen konnte, ohne dabei Energie zu verschwenden. Natürlich wurde das sofort komplex und Dinge wie verschiedene Bewegungslinien, -Richtungen und -Ebenen tauchten auf, ebenso kamen Instinkte und Reflexe aufs Tablett und nicht zuletzt ein klein wenig Physik. Dennoch wurde meine Aufgabe immer klarer: reduzieren, was ging, bis die absolute Basis erreicht ist.
Denn das war mir schnell klar: ein so komplexer Vorgang wie das Schwimmen, im Wesentlichen das Kraulschwimmen, musste den Körper ganz einfach überfordern, wenn er ihm nicht in den absolut einfachsten Schritten beigebracht wurde. Also nichts mit: "mach' hier mal SO" und "achte hier mal DARAUF". Stattdessen: DIESE Bewegung. NUR das. Und das dafür wieder und wieder und wieder.
Später, in meiner Ausbildung zum Bewegungspädagogen, lerne ich, was ich damals instinktiv richtig gemacht hatte. Zeit und Wiederholung, die einzigen Dinge, die für das Lernen tatsächlich wichtig sind, in der einen oder anderen Form.
Als nächstes ging es um das WAS, denn mir standen ganze Kataloge mit "technischen Übungen" zur Verfügung. Das Problem löste ich mit der ganzen Zuversicht, die ich während dem ganzen Prozess an den Tag legte: ich verwarf erst einmal schlichtweg alles, was in meinen Augen keinen Sinn ergab und sich nicht direkt, also wirklich direkt in den Bewegungsablauf des Schwimmens integrieren liess.
Am Ende blieben mir ganze zehn Übungen, von denen zwei jeweils eine Kombination aus zwei anderen darstellten. Reduce to the max, oder so. Mit diesem Arsenal ging ich dann ins Wasser.
Für die nächsten Monate schwamm ich nach wie vor 3-4x pro Woche, allerdings immer mit den gleichen zwei Programmen: eines über 3, das andere über 6 Kilometer. Keine Intervalle, nur die Bewegung.
Und es funktionierte.
Bei meinem dritten Ironman schwamm ich 51 Minuten und war kein einziges Mal am Limit.
Vielleicht sollte ich mich wieder einmal darauf berufen? Einfach diese Basics ein paar Monate lang durchziehen?
Herzlich,
Fabian
147/365
Commenti