Es ist nicht mehr zu ignorieren: es wird Herbst. (Habe ich das nicht gestern schon erwähnt? Na, einmal mehr schadet kaum). Für mich ist das seit einiger Zeit schon immer die schönste Zeit des Jahres. Das Licht wird intensiver, die Luft klarer, das Blau des Himmels verändert sich. Die Blätter der Bäume färben sich und es gibt, nun, Herbst-Essen. Obst, Kürbisse, Kastanien... der Herbst ist in meiner Welt die perfekte Jahreszeit um fett zu werden.
Trotzdem soll es hier und heute nicht ums Essen gehen, auch wenn das eines meiner liebsten Hobbys ist. Mal im Ernst: Leute, die nur der Energieaufnahme wegen essen und dies auch entsprechend mitteilen sind doch mehr als nur ein wenig suspekt. Aber seit drum. Herbst.
Schon vor vielen Jahren war das für mich die Zeit, in der ich mich nach einer aufregenden Triathlonsaison (manchmal hatte ich aufregende Erlebnisse, manchmal regte ich mich einfach nur auf) so langsam, aber sicher wieder selbst fand. Ich hatte aus dem Jahr herausgeholt, was ich konnte und nun grosse Ideen, was im kommenden Jahr so alles zu tun wäre. Ich holte quasi Anlauf.
In den letzten Jahren hatte ich das ein wenig verloren. Zwar waren der Oktober und dann der November nach wie vor die Monate, in denen ich mir Neues, Grosses vornahm, nur folgte darauf dann unausweichlich der Dezember, wo ich das alles spätestens dann über den Haufen warf, wenn es dunkel und kalt wurde draussen und ich mich noch weiter in mich hinein verkriechen wollte. Als ob mich das früher aufgehalten hätte!
Dunkel und kalt... einige der besten Trainings fanden im Dunkeln und Kalten statt. Morgens um 4:30 Uhr bei minus 10 Grad mal eben 2 Stunden Dauerlauf, vor dem Frühstück versteht sich... die Erinnerungen an solch hirnrissige Aktionen bringen meine Augen noch immer zum leuchten. Was mich in den letzten Jahren davon abhielt war in erster Linie ich selbst. Ich hatte so sehr mit mir zu tun und zu kämpfen, dass ich es schlicht nicht mehr fertig brachte, mich übermässig anzustrengen, egal, wie ich es wollte.
Nun sind wir Sportler. Also, ich. Und die Menschen, mit denen ich arbeite. Das heisst: uns körperlich anzustrengen ist irgendwie ein selbstverständlicher Teil des Ganzen. Doch es kommt immer wieder mal vor, dass man auf eine mentale Wand trifft, an der sich die Wellen der Motivation unwiederbringlich brechen. Dann kann schon ein einfacher, lockerer Dauerlauf zur Tour de Force werden. Doch das sind andere Themen.
Heute - nicht "heute" im Sinne von "unterdessen", "diese Tage" oder so - HEUTE heisst es für mich: Planen. Ich habe ja bei Weitem genug in Sachen Zielsetzung und dergleichen salbadert, dass es auch für mich mal Zeit wird, hier ganz konkret etwas zu tun. Ein Ziel setzen, eine Deadline vereinbaren, Etappenziele definieren. Und dann: Planen. Arbeiten.
Nach über 20 Jahren im Triathlon weiss ich: Ich weiss gar nichts. Und ich entdecke täglich Neues.
Als mir etwa zwei Wochen nach dem Ironman in Kopenhagen die Beine nicht mehr ganz so weh taten, spurte ich zwecks Gestaltung eines neuen Testprotokolls mich selbst auf dem Firmeneigenen Laufband ein. Es ging mir in erster Linie darum, herauszufinden, wie wir am besten Pacino-Strategien für Athletinnen und Athleten ausarbeiten könnten. Dabei erhielt ich eine völlig neue, eigene Dosis an Realität.
Ich begann nach einem Warm Up mit exakt der Geschwindigkeit, die ich in Kopenhagen gelaufen war. Danach hängte ich ca. 1 km/h an, anschliessend nochmals einen und beendete das Ganze mit der Geschwindigkeit, die ich gerne gelaufen wäre. Was ich wissen wollte: hätte ich schneller sein können? Hatte ich mich auf dem Rad abgeschossen? Oder lag der Hund an einem ganz anderen Ort begraben?
Die Antwort kam ad hoc. Und sie war deutlich: Nein, ich hätte in Kopenhagen nicht schneller sein können, zumindest nicht nennenswert. Denn: das Tempo, mit dem ich letzten Endes gelaufen war, stellte zugleich die letzte Pace dar, bei der ich meinen Energiebedarf sowohl an Essbarem (sprich, Zucker) als auch Sauerstoff noch längerfristig decken konnte. Kann. Daran hat sich in den letzten zehn Tagen nicht viel geändert, so einfach funktioniert das nun mal nicht. Das Tempo, das ich gerne laufen würde... phu. Das würde ich vielleicht bei einem einmaligen Effort in ausgeruhtem und voll geladenem Zustand fertig bringen. Nicht nach 180km auf dem Rad. No, Sir.
Die grosse Frage ist nun: kann ich das überhaupt erreichen? Ist es möglich, dass ich an einen Punkt komme, an dem ich diese Tempi laufen können werde, ideal nach einem nochmals etwas schnelleren Radsplit?
Die Antwort: Vermutlich, ja. Aber nicht dieses Jahr. Und sehr wahrscheinlich auch nicht nächstes Jahr. Da kann ich nun wahrnehmen, was ich will, an dieser Realität ändert sich nichts dadurch, dass ich die Augen zukneife und mir ganz, ganz fest einrede, dass es in meiner Wahrnehmung doch ganz anders ist.
Was ich aber tun kann ist, diese Realität zu verändern. Und das bedeutet: Arbeit. Viel, viel Arbeit.
Ich habe nun gesehen, dass ich mit reinem Basistraining, viel Konsequenz und einigen Intervallen einen Ironman in 09:28 Stunden beenden kann, mehr oder weniger ohne Schwimmtraining. Nun wird es heissen: auf ins Gefecht.
- Ich muss dringend daran arbeiten, meine Fettverbrennung zu verbessern. Es ist schön zu wissen, dass ich immer mehr oder weniger gleich viel davon verbrate, doch wenn das bei den Tempi, die ich laufen will, weniger als 40% von, nun, VIEL Energie ausmacht, komme ich damit nicht weit.
- Ich muss meine Laufökonomie verbessern. Da habe ich einen ganzen Katalog an Dingen, die ich tun kann und sollte. Ich habe schon damit begonnen und den Muskelkater des Jahres, da bin ich offenbar auf dem richtigen Weg.
- Die Sache mit dem Körperfett. Realität ab, die Zweite: mit um und bei 12% Körperfett spielt man nicht vorne mit in diesem Sport, da muss einfach noch was weg. Zum Glück weiss ich, wie man das macht.
Tja. Und dann wären da noch eine ganze Menge Dingen, die man in der Peripherie tun könnte, wie z.B. an sich einfach gesünder leben, mehr schlafen, weniger digitalen Müll konsumieren... und so weiter. Und ja, das Geld für all das aufbringen. Das wäre auch mal noch was... doch dazu ein anderes Mal mehr.
In diesem Sinne.
Herzlich,
Fabian
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